Natur & Umwelt

Zürcher Forscher entdecken Mikroorganismen zur Reinigung alpiner Seen

Die Bakterien könnten helfen, Schadstoffe auf natürliche Weise aus Berggewässern zu filtern.

2025-06-23 04:33 | Von Schweizer Horizonte Team

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Ein Forschungsteam der Universität Zürich hat Mikroorganismen entdeckt, die in der Lage sind, Schadstoffe aus alpinen Seen zu filtern. Die Entdeckung könnte weitreichende Folgen für den Schutz sensibler Ökosysteme haben.

Die Studie entstand im Rahmen eines Projekts zur Wasserqualität in hochgelegenen Gebirgsregionen. Forscher entnahmen Proben aus mehreren Seen im Kanton Graubünden und fanden dabei bislang unbekannte Bakterienstämme.

Diese Mikroorganismen zeichnen sich durch ihre Fähigkeit aus, Schwermetalle und organische Rückstände abzubauen. Besonders in Gebieten mit hohem Tourismusaufkommen ist das Problem der Wasserverschmutzung ein wachsendes Thema.

Die Forschenden konnten im Labor nachweisen, dass die Bakterien nicht nur Schadstoffe aufnehmen, sondern auch umbauen und in unschädliche Verbindungen umwandeln können. Der Prozess erfolgt dabei energiearm und effizient.

Die Entdeckung wurde in der Fachzeitschrift 'Nature Microbiology' veröffentlicht und stieß auch international auf großes Interesse. Experten sehen in der Methode einen potenziellen Baustein für ökologische Wasseraufbereitung.

Das Team plant nun Langzeitstudien, um zu untersuchen, wie sich die Bakterien in natürlicher Umgebung verhalten und ob sie sich dauerhaft in betroffenen Gewässern ansiedeln können.

Ein möglicher Einsatzort ist der Silsersee, dessen Wasserqualität in den Sommermonaten durch Boote und Badegäste belastet wird. Hier könnten gezielte Anwendungen helfen, das ökologische Gleichgewicht zu stabilisieren.

Parallel dazu wird geprüft, ob sich die Mikroorganismen auch für industrielle Anwendungen eignen – etwa in der Reinigung von Abwässern aus der Lebensmittelproduktion oder der Landwirtschaft.

Das Bundesamt für Umwelt begrüßt die Forschung, warnt jedoch vor voreiligen Schlüssen. Jede biotechnologische Anwendung in der Natur müsse sorgfältig geprüft und überwacht werden.

Ein ethischer Diskurs wurde bereits angestoßen. Umweltorganisationen fordern klare Richtlinien, wie und unter welchen Bedingungen solche Eingriffe erfolgen dürfen.

Besonders interessant: Die Mikroorganismen zeigen sich unempfindlich gegenüber Temperaturschwankungen und UV-Strahlung – zwei Faktoren, die in alpinen Regionen entscheidend sind.

Für die Wissenschaft bedeutet die Entdeckung auch einen weiteren Schritt in Richtung naturbasierter Lösungen. Statt chemischer Filter könnten in Zukunft gezielt gezüchtete Bakterien eingesetzt werden.

Die Forscher betonen jedoch: Ziel sei es nicht, die Natur zu kontrollieren, sondern mit ihr zu arbeiten. Die Mikroorganismen könnten ein Teil des Werkzeugsatzes für eine nachhaltige Umweltpolitik werden.

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